Auszug Schulchronik
Brandoberndorf (Recherche von Hans Otto Schneider)
(eigene Niederschriften von
Philipp Carl Nickel)
…mit dem 1. Novbr. 1849 bezog
ich die Schulstelle zu Mittelfischbach Kgl. Amts Nastätten und wirkte da im
Segen bis zum 1. Januar 1855.
Hier hatte ich einen
somnambulen Schüler Namens Friedrich Lind, der nicht allein in Nassau, sondern
auch in Deutschland Aufsehen erregte. Eine der drei Gemeinden, die den dortigen
Schulverband bildeten, N i e d e r f i
s c h b a c h, wanderte nach Amerika
aus. In der Folge der ausgefallenen Besoldung dieser Gemeinde, mußte ich versetzt werden, und ich kam trotz alles
Weigerns, nach Offdilln Kgl. Amts Dillenburg, wo ich 14 Jahre wirkte, nämlich
vom 1. Januar 1855 bis d. 1. Januar 1869.
Hier liegen meine beiden
ersten Weiber begraben und 5 Kinder.
Außerdem hatte ich das
Unglück im Jahr 1858 am 6. August meine eigenen Gebäude abbrennen zu sehen.
Laut Decret der Königl. Regierung Abth. für Kirchen- und Schulsachen wurde ich
vom 1. Januar 1869 zum 1. Lehrer nach Brandoberndorf Kgl. Amts Usingen ernannt,
wo ich im Vertrauen auf Gott nun wirke. Der Gott der mich wunderbar und
schmerzlich geführt hat, scheint mir nun einen heiteren Lebensabend bereiten zu
wollen.
Gebe es Gott!
1871
… in diesem Jahr steigerte
sich ein böses Augenübel des Lehrers, und er mußte 3
Wochen in der Klinik zu Sachsenhausen bei Frankfurt a/M zubringen und kam erst
am 20. Februar d.J. wieder und that freudig seinen
Dienst.
1872
Schon im Dezember brach die
Augenkrankheit des Lehrers mit solcher Wuth herein, daß er am 9. Dezember 1871
die Klinik in Wiesbaden auf 10 Wochen besuchen musste, in welcher Zeit ihm das
linke Auge unglücklich operiert wurde.
Die Schule versah Lehrer
Nickel wieder mit größtem Eifer, obschon seine Augen der größten Schonung
bedurften….
1873
Am 29. November wiederholte
sich das Augenleiden des Lehrers so, daß er erst acht Tage vor Weihnachten am
17. December seinen Dienst wieder versehen konnte. In dieser Zeit versah Hr.
Pfarrer Schmidtborn die Schule, wofür ich ihm stets dankbar sein werde.
Wollte Gott, daß sich alle
Geistlichen an diesem ehrwürdigen Herrn, in dieser Beziehung ein Muster nähmen!
1874
Am Schluß
des Jahres traten die Masern so heftig auf, dass die Schule 4 Wochen
geschlossen war. Auch der Lehrer erkrankte einige Tage an Kopfrose.
1876
Im Winter dieses Jahres gab
es massenhafte Erkrankungen dahier. Lehrer und Schüler wurden nicht verschont.
Der Lehrer erkrankte schon im Herbst und versah mit einem leidenden Körper
nothdürftig seinen Dienst, bis er am 7. Februar an einer Lungen- und
Rippenfellentzündung schwer erkrankte. Am 14. März, noch nicht genesen ging der
Lehrer wieder in seine Schule. Zwei Schüler starben auch….
1877
Im Monat Februar und März
kamen viele Krankheitsfälle vor. Namentlich war es, und ist es noch der
Keuchhusten, dieser Kinderfeind, der oft mehr als 1/3 hiesiger Schüler erfaßte.
Wollte Gott, dass für den
ersten Lehrer eine gesündere und geräumigere Wohnung beschafft würde!
Am 30. März 1878 starb die 3.
Frau des Lehrers an der Lungenschwindsucht.
1879
Der Winter pro 1879/80 war
ein harter und lange andauernder. Viele Kinder erkrankten an Halskrankheiten.
Massenhaft sind die Kartoffeln dahier erfroren, was eine wahre Kalamität für
die vom Dienstlohn armen Arbeiter ist.
1882
Mit dem 10. October 1982
wurde Lehrer Nickel die hiesige Postagentur übertragen, die er bis heute noch
verwaltet.
1885
…/ (auf dem Rand: Juli) Den
30. Juni (darübergeschrieben: Juli) 1885 trat Lehrer Nickel, schwer erkrankt
seine Rückreise nach Brandoberndorf an. (Es geht aus der Schulchronik nicht
hervor, von wo aus, und auch nicht, weshalb er weggefahren war.)
Die Lungenentzündung auf
beiden Seiten stellte sich ein, wozu eine große Körperschwäche sich einstellte.
Die Krankheit wurde nervös und brachte mich dem Tode nahe. Die Ärzte gaben mich
öfters verloren, da das Fieber sogar 42° erreichte. Die Schule wurde 3 Wochen
durch Hr. Collegen Ronn bereitwilligst mitversehen; doch am 1. October konnte
ich zum ersten Male meine Schüler wiedersehen. Jedermann freute sich meiner Wiedergenesung.
Vor allem Gott meinen Dank.
Er hat bis hierher geholfen, er wird auch weiter helfen. Dankend sei erwähnt,
daß mir auf Vorschlag des Hr. Schulinspectors Deißmann eine Unterstützung von
100 Mark bewilligt wurden zum Zwecke vollständiger, guter Verpflegung.
1886
Seit dem 1. Januar 1887 ist
1887 ist Hr. Pfarrer Schmidtborn in seinen verdienten Ruhestand getreten, und
Herr Pfarrvikar Otto Schmidtborn mit Verwaltung hiesiger Pfarren beauftragt.
Gebe Gott, daß der verehrte
Herr Pfarrer och manches Jahr in Ruhe verleben und dem jungen Herrn Pfarrvikar
sein Amt nicht unnöthig erschwert werde.
1888
Von den Zuschußgeldern
an die Gemeinden sind für die 1. Stelle 500 M. und für die 2. Stelle 300 M.
nach Brandoberndorf gekommen und werden jährlich von den Staatskassen
ausgezahlt. Jedem Lehrer hat man davon eine persönliche Zulage von 150 M. bwilligt.
500 M. behält die Gemeinde
für sich.